Unangenehme Verwechslung Halterner isst giftiges Gewächs statt Giersch

Karsten Kauf in seinem heimischen Garten – mit Lektüre und giftigem Gewächs.
Karsten Kauf in seinem heimischen Garten - mit Lektüre und giftigem Gewächs. © Karsten Kauf
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Einen Artikel mit dem Titel „So landet Giersch in Mixer oder Pfanne“ hatte Karsten Kauf jetzt in der Halterner Zeitung gelesen. Dass man das lästige Unkraut auch ernten und essen kann, wusste er bis dahin nicht. Karsten Kauf wagte den Selbstversuch. Den lustigen Brief, mit dem er sich kurz drauf an die Halterner Zeitung wandte, veröffentlichen wir an dieser Stelle.

„Was habe ich mich über die fast ganzseitigen Anwendungsmöglichkeiten für Giersch gefreut. Über die Vielseitigkeit des nicht immer geschätzten Gewächses in unserem Garten.

Nun war ich dran mit der Zubereitung des Mittagessens und war festen Willens, unser geplantes Gericht Spaghetti frutti di mare mit Giersch ordentlich aufzupimpen. Frischer geht es ja nicht und gesund ist es sowieso, was soll also passieren…

Die Vorbereitungsarbeiten waren abgeschlossen, die Nudeln kochten, Tintenfische, Muscheln und Garnelen simmerten noch leicht vor sich hin.

Jetzt schnell runter in den Garten ein paar Blätter von dem verhassten Giersch pflücken. Nicht zu viel, man weiß ja nicht, wie er schmeckt. Ist Premiere heute.

Schnell abgewaschen, stand alles bereit für die Zubereitung.

,Wie schmeckt Giersch eigentlich?´, dachte ich mir, zupfte ein robustes Blatt ab, knickte es einmal und schob es mir rechts zwischen die Backenzähne. Probieren geht über studieren. So schnell habe ich nie etwas wieder ausgespuckt! Widerlich bitter! Schnell zum Waschbecken und den Mund ausgespült. Und nochmal.

So sieht er aus: Die einen rupfen den Giersch verärgert aus dem Beet, doch Wildkräuterfans ernten die zarten Spitzen für die Zubereitung in der Küche.
So sieht er aus: Die einen rupfen den Giersch verärgert aus dem Beet, doch Wildkräuterfans ernten die zarten Spitzen für die Zubereitung in der Küche. © dpa

Was für ein ekeliges Gefühl, wie leicht betäubt, dazu bitter und irgendwie metallisch. Giftig.

Noch an der Arbeitsplatte wurde mir schwindelig. Bestimmt die Aufregung. Das Essen war fertig ohne den vermeintlichen Giersch und meine Frau und ich saßen gemeinsam am Tisch. Was für ein ekeliger Geschmack im Mund, dachte ich und musste etwas trinken. Der Geschmack und das Gefühl ließen aber nicht nach.

Wofür gibt es Internet? Was wächst da in unserem Garten? Es war nicht einfach herauszufinden, um was genau es sich bei unserem „Giersch“ handelt.

Irgendetwas stimmt hier nicht. Unsere Blätter waren komplett anders, sie sind dicker und nicht so feingliederig. Auch sind sie nicht so dreigeteilt. Was um Himmels Willen habe ich seit Jahren für Giersch gehalten?

Am Ende meiner Recherche war ich bei dem weniger zarten Pflänzchen „Dickblättchen“. Dahinter stand tatsächlich: Giftig!

Ach du Sch….! Was bedeutet giftig? Den Geschmack, dieses leichte Taubheitsgefühl, immer noch deutlich im Mund zu spüren, hatte ich im Netz sofort weitergesucht nach der Giftnotrufzentrale (Tel.: 0228 19240, Anm. d. Red.). Sehr schnell verbunden, hatte ich ein sehr sachliches Gespräch mit einem Mitarbeiter.

Er gab Entwarnung. ,Giftig? Ja, aber nur beim Verzehr von größeren Mengen.´ Durchatmen.

Achtzehn Stunden später habe ich diesen bitteren Beigeschmack immer noch auf der Zunge. Was habe ich daraus gelernt?

Nicht alles, was aus dem Garten kommt, ist essbar. Überlieferte Pflanzenbestimmungen, von wem auch immer, sind unbedingt zu überprüfen. Vor allem vor dem Verzehr!

Wenn mal jemand echten Giersch kennt und zubereitet, lade ich mich gerne dazu ein. Noch gebe ich aber nicht auf.“

Übrigens: Das Taubheitsgefühl von Karsten Kauf hat am Sonntagmorgen wieder nachgelassen. Sein Geschmackssinn sei wiederhergestellt, teilte er auf Anfrage mit.

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