
Das Areal um die alten Tennisplätze an der Backumer Straße ist und bleibt für Stadtverwaltung und Feuerwehr Favorit für den Bau eines neuen Feuerwehrgerätehauses für den Löschzug Scherlebeck. Das einst bevorzugte Grundstück am Scherlebecker Kreisverkehr ist auch für die Kommunalpolitik aus dem Rennen, weil es laut Feuerwehr ungünstig liegt und zu lange Hilfsfristen bedingen würde.
Scharfe Kritiker der Planung sind die Mitglieder der „Bürgerinitiative zur Erhaltung des Grüngürtels an der Backumer Straße“ (BI), die für den Erhalt der Vegetation und der Durchlüftungszone zum Schutz des Stadtklimas kämpfen.
Der anliegende Fußballverein Blau-Weiß Westfalia Langenbochum (BWWL) bangt vor allem um Trainingsflächen für die Fußballjugend sowie Parkplätze. Um bei Vertretern beider Gruppen für die Planung zu werben und deren Gegenargumente zu entkräften, hatte Bürgermeister Matthias Müller diese zu einem Informationsgespräch mit Stadtverwaltung und Feuerwehr ins Rathaus eingeladen. Es dauerte mehr als zwei Stunden, doch am Ende blieben vor allem die Umweltschützer bei ihrer ablehnenden Haltung und dem Ziel, ein Bürgerbegehren gegen den Standort einzuleiten.
Löschzug Scherlebeck will zur Backumer Straße
Im Rahmen des Treffens erläuterten Hertens Feuerwehrchef Stefan Lammering und der Scherlebecker Löschzugführer Carsten Suppanz die Auswirkungen von unterschiedlich langer Hilfsfristen, die geplante Ampelschaltung beim Ausrücken des Löschzugs Richtung Langenbochumer Straße und die Möglichkeit, zum Lärmschutz auf akustische Signale wie etwa Rückfahrt-Warner zu verzichten.

Im Gespräch mit unserer Redaktion gibt der stellvertretende Scherlebecker Löschzugführer Andreas Schmidt später ein klares Votum für den Standort ab. „Wir sind von Anfang an für diesen Standort gewesen, schon wegen der Hilfsfristen. Wer je in die brenzlige Lage kommt, unsere Hilfe zu benötigen, ist um jede Minute dankbar, die wir eher am Einsatzort sind.“ Das Gelände am Kreisverkehr sei aufgrund des Verkehrsaufkommens zu bestimmten Tageszeiten für die Einsatzkräfte deutlich schwieriger zu erreichen.

Riegelbebauung und begrünte Wände als Lärmschutz
Für den Bau des Feuerwehrgerätehauses stellte Sebastian Scholz, Chef des Hertener Immobilienbetriebs (HIB), beim Informationsgespräch drei unterschiedliche Entwürfe mit begrünten „Umweltwänden“ als Lärmschutz zur Kita und zum Rasenplatz vor. Der zuständige Beigeordnete Dr. Oliver Lind erläutert für unsere Redaktion den favorisierten Plan vor Ort: eine Riegelbebauung in Nord-Süd-Ausrichtung, für die lediglich die alten Tennisplätze, der Bolzplatz und eine Rasenfläche wegfallen.

„Die südliche gelegene Rasenfläche steht dem Fußballverein weiter zur Verfügung“, versprich Dr. Lind. Um das zu untermauern, werde der Rasenplatz bei der notwendigen Änderung des Bebauungsplans extra ausgeklammert.

Künftig keine Baumöglichkeit neben der Kita
Gleichzeitig will die Stadt bei der Planänderung die derzeit zulässige Bebauung des Geländes neben der Kita an der Ecke Backumer / Polsumer Straße aufheben. Aktuell könnte dort ein zweigeschossiges Gebäude mit einer Grundfläche von circa 690 Quadratmetern gebaut werden. „Und zwar quer zur Kaltluftschneise“, wie Dr. Oliver Lind anmerkt. Für die von der Hertener CDU beantragte zusätzliche Einrichtung einer Rettungswache ist bei dieser Planung allerdings kein Platz – für diese hätte BWWL auf den Rasenplatz verzichten müssen.

Ebenso sichert der Beigeordnete zu, dass die Parkplätze erhalten bleiben, der Grünstreifen nicht gerodet wird und auch keine Alleebäume gefällt werden. Die Fahrbahnbreite der Backumer Straße sei ausreichend für ausrückende Feuerwehrlöschzüge. Das bestätigt auch Andreas Schmidt und verweist auf den Standort des maroden Gerätehauses, von wo aus der Löschzug heute ausrückt: „Die Richterstraße ist auch nicht breiter.“

BWWL-Sprecher Steven Fischer sieht nach dem Informationsgespräch durchaus Zeichen für eine Annäherung in Form der geschilderten Zugeständnisse an den Verein. Die BI hingegen will das Bürgerbegehren weiter vorantreiben. Auch hierbei ist Dr. Oliver Lind in seiner Funktion als Rechtsdezernent Ansprechpartner und begleitet das Verfahren. Am Ende des komplizierten Prozedere könnte zum Beispiel eine Briefabstimmung stehen, bei der dann alle Bürger für oder gegen den Bau des Feuerwehrhauses an der Backumer Straße stimmen können.
