
Wo früher Pfosten für Tennisnetze standen, warten jetzt durchlöcherte Holzpfähle auf nistende Insekten. Die rote Asche ist Sand und Erdboden gewichen, auf dem im Frühjahr eine bunte Blühwiese wachsen soll – neuer Lebensraum für Bienen, Echsen und viele andere Tiere. Dass sich hier mal Tennisplätze befunden haben, ist nicht mehr zu erkennen. Der einst so populäre „weiße Sport“ hat sich ein Stück zurückgezogen und der Natur Platz gemacht.
Zu ihren besten Zeiten waren die Hertener Tennisfreunde mit 500 Mitgliedern der größte Tennis-Club der Stadt. Gespielt wurde auf zehn Plätzen an der Teichstraße, direkt am Backumer Tal. Doch der Hype um Legenden wie Boris Becker und Steffi Graf ist längst vorbei. 38 Jahre nach ihrer Gründung zählen die Tennisfreunde noch 70 Mitglieder, längst wurde die Zahl der Plätze auf fünf halbiert. Die restlichen Flächen lagen lange brach. Bis jetzt.
Nach entsprechenden politischen Beschlüssen im Juni 2022 hat eine Fachfirma aus Essen in knapp zwei Monaten Bauzeit die fünf alten Tennisplätze in ein kleines Paradies für Pflanzen und Tiere verwandelt. Aufgrund der bestehenden Höhenunterschiede im Gelände wurde das insgesamt 3700 Quadratmeter große Areal in zwei Bereiche aufgeteilt.
Der südliche Teil, von der Teichstraße aus erreichbar, ist naturnah angelegt und bietet – über einen gemähten Rundweg zugänglich – mehrere Spiel-Nischen für Kinder, eine unterirdisch verbaute Rufanlage und einen Aufenthaltsbereich. Die Einsaat mit regionalem Blühwiesen-Saatgut sowie die Pflanzung von Wildstauden und heimischen Sträuchern soll den Besucherinnen und Besuchern vielfältige Naturerfahrungen bringen. Einige senkrecht eingebauten Pfähle wurden mit unterschiedlich großen Bohrungen versehen und dienen als Nisthilfen für Wildbienen.
Vom nördlichen Platz sollen sich Menschen fernhalten
Der nördliche Platz soll weitestgehend der Natur überlassen werden. Hier wurden Trockenmauern, Sandarien und Haufen aus Totholz angelegt. Auf der gesamten Fläche wurde ebenfalls regionales Saatgut eingesät. Wege finden sich hier bewusst nicht. Die Fläche kann zwar über einen rustikalen Knüppelstufen-Aufgang erreicht und eingesehen werden, dann heißt es allerdings: Bitte Rücksicht nehmen auf den Rückzugsort von Wildbienen, Schmetterlingen, Echsen und Co.
Gelände bleibt vorerst abgesperrt
Da die insgesamt mehr als 2000 Quadratmeter Blühwiesen erst noch wachsen müssen, soll die Fläche Zeit bekommen, sich zu entwickeln. Der Bereich ist daher zurzeit abgesperrt und nicht für die Öffentlichkeit zugänglich. Voraussichtlich im Frühling wird es eine offizielle Einweihung geben. Ermöglicht wurde das Projekt mit Fördergeldern aus dem EU-Programm REACT zur Entwicklung von Grünflächen im städtischen Umfeld.