Einsatzübung der Feuerwehren in Marl Auf der Drehleiter muss der Nachwuchs schwindelfrei sein

Redakteur
Sophie Rohring und Damian Fettkenhauer nehmen als Auszubildende der Feuerwehr am Drehleiter-Lehrgang am Medienhaus Bauer teil.
Sophie Rohring und Damian Fettkenhauer nehmen als Auszubildende der Feuerwehr am Drehleiter-Lehrgang am Medienhaus Bauer teil. © Jörg Gutzeit
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Notfall im Medienhaus Bauer: In der zweiten und dritten Etage warten Menschen auf Rettung durch die Feuerwehr. Die ist unter anderem mit einem Leiterwagen angerückt. Am Ende der Leiter hängt ein Korb, den die Einsatzkräfte am Haupt- und Korbsteuerstand gezielt in die Höhe fahren. Mit an Bord ist ein Feuerwehrmann, der die gefährdeten Personen durch die Fenster in Sicherheit bringt. Für die Beteiligten ist die Aktion zum Glück nur eine Übung. Sie ist Teil ihrer Ausbildung zum Feuerwehrmann bzw. zur Feuerwehrfrau.

Rettung verläuft nach Plan

Zu den „Geretteten“ gehören Damian Fettkenhauer und Sophie Rohring. „Es verlief alles nach Plan“, teilen die angehenden Rettungskräfte mit. Ihre Ausbildung begannen sie im April, nach insgesamt 18 Monaten sind sie damit voraussichtlich fertig. Beim Umgang mit dem Leiterwagen sei Feingefühl besonders wichtig, erklärt Damian Fettkenhauer. „Man möchte ja nicht kollidieren oder die Leiter beschädigen.“ Außerdem sei es sehr hilfreich, in solchen Situationen schwindelfrei zu sein, ergänzt Sophie Rohring augenzwinkernd. Einen Drehleiter-Einsatz im Ernstfall haben die Auszubildenden noch nicht erlebt. Übungsleiter Martin Heithermann dagegen schon.

In seinen 27 Dienstjahren war auch eine Menschenrettung mit der Drehleiter dabei, teilt der Brandmeister mit. Am ersten von zwei Trainingstagen am Medienhaus Bauer überwacht der erfahrene Feuerwehrmann die Arbeit von zwei Ausbildern und 16 Auszubildenden. Die Teilnehmer kommen unter anderem aus Marl, Castrop, Recklinghausen und Herten. Die Aktion ist Teil des Ausbildungsbereichs „Hubrettungsfahrzeuge“. Der dauert zwei Wochen und dient dazu, den Nachwuchskräften den sicheren Umgang mit der Drehleiter zu vermitteln. Tatsächlich ist diese Arbeit anspruchsvoll und mit großer Verantwortung verbunden.

Die Drehleiter der Feuerwehr kann auf eine Länge von etwas 30 Meter ausgefahren werden.
Die Drehleiter der Feuerwehr kann auf eine Länge von etwas 30 Meter ausgefahren werden. © Jörg Gutzeit

Sicherheit geht vor

Bevor die Leiter ausgefahren werden kann, müssen die Einsatzkräfte für einen sicheren Stand des Fahrzeugs sorgen. Zu einer speziellen Übung geht es mit dem Wagen an die Seite des Medienhauses. Hier gibt es eine enge Stelle mit schrägem Boden. Dazu kommt ein sogenannter Gebäudeüberstand. Das bedeutet, dass der Bediener im Korb- oder Hauptsteuerstand darauf achten muss, die Leiter nicht gegen einen Vorsprung zu lenken. Außerdem gilt es die Standfestigkeit des Wagens zu überwachen. Dafür gibt es mehrere kleine Monitore mit graphischen Darstellungen. Zu Bedenken ist auch das Gewicht. Maximal 270 Kilo trägt der Korb, also etwa drei Erwachsene. Je nach Bedarf können sogar bettlägerige Menschen transportiert werden.

Der erfahrene Brandmeister Martin Heithermann überwacht das Training.
Der erfahrene Brandmeister Martin Heithermann überwacht das Training. © Jörg Gutzeit

Ideales Trainingsgelände

Die Feuerwehr ist immer dankbar für die Möglichkeit, an Gebäuden wie dem Medienhaus Bauer Übungen durchführen zu können. Hier gibt es sowohl Platz zum Aufstellen der Drehleiter als auch Vertikalfluchten und die bereits erwähnten Überstände. Dabei können verschiedene Arten des Anleiterns geprobt werden.

Zwei Drehleitern in Marl

In Marl verfügen zwei Wachen über Drehleiterwagen dieses Typs. Die Hauptwache sowie die Freiwillige Feuerwehr in Sinsen. Etwa 750.000 Euro kostet ein solches Fahrzeug laut Martin Heithermann. Die Feuerwehr ist am Medienhaus aber noch mit einem zweiten Gefährt im Einsatz. Dabei handelt es sich um ein Wechselladefahrzeug. Das Spezialgerät dient dazu, beispielsweise Löschwasser oder Stromaggregate an Einsatzorte zu bringen. Ausbilder Julian Hülsmann überwacht, wie die Auszubildende Kim Skupin mit dem Lastwagen umgeht.

Zwei Feuerwehrleute arbeiten mit einem Wechselladefahrzeug.
Ausbilder Julian Hülsmann überwacht, wie die angehende Feuerwehrfrau Kim Skupin mit dem Wechselladefahrzeug umgeht. © Patrick Köllner

Technische Geräte erleichtern der Feuerwehr zwar viele Dinge, dennoch kommt es immer wieder auch auf körperliche Fitness an. So klettert der Nachwuchs in der Grundausbildung jeden Freitag einmal die gesamte Leiter rauf und runter. Im ausgefahrenen Zustand sind das knapp 30 Meter. Für die motivierten jungen Frauen und Männer am Medienhaus dürfte das aber kein Problem sein.