
Update Freitag, 9.47 Uhr: Mit einer Schweigeminute hat der Rat der Stadt Marl am Donnerstag während seiner Sitzung den Tausenden Opfern des Erdbebens in der Türkei und in Syrien gedacht. „Wir sind mit unseren Gedanken bei den Menschen vor Ort und bei deren Angehörigen. Wir teilen den Schmerz über die schwere Katastrophe“, so Bürgermeister Werner Arndt.
Update Donnerstag, 12.57 Uhr: Die Gemeinde St. Franziskus ruft auf ihrer Homepage dazu auf, die Pizza-Aktion der Fatih-Moschee am Bachackerweg zu unterstützen. Am Freitag, 10. Februar, werden dort türkische Pizza (Lahmacun) und Pfannkuchen zu Gunsten der Erdbebenopfer in der Türkei und in Syrien verkauft. „Als Pfarrgemeinde St. Franziskus erklären wir uns solidarisch mit dieser Aktion und laden deswegen alle Gemeindemitglieder ein, diese gute Aktion zu unterstützen. Kommen Sie gegen 13.30 Uhr zur Moschee!!!“, heißt es auf der Homepage.
Hilfe aus Marl für Erdbebenopfer: Sonderkollekte
Update Mittwoch, 12.27 Uhr:
Auch die Gemeinde Heilige Edith Stein will mit einer Sonderkollekte in allen Gottesdiensten am 11. und 12. Februar den Erdbebenopfern helfen und ein Zeichen der Solidarität setzen. Wer nicht in den Gottesdienst kommt, kann die Spende direkt auf das Konto der Pfarrei Heilige Edith Stein überweisen, IBAN DE 86 4266 1008 0501 5017 00, Stichwort: Spende Türkei und Syrien.
Update Mittwoch, 10.35 Uhr:
Bürgermeister Werner Arndt hat Bürgerinnen und Bürger, die den Erdbebenopfern jetzt helfen wollen, um Geldspenden an Hilfsorganisationen gebeten.
Auch die Kuba-Moschee beteiligt sich an den Hilfsaktionen. „Wir versuchen, so viele Menschen wie möglich auf diese furchtbare Situation aufmerksam zu machen. Denn jede Spende zählt“, sagt Celal Romanoglu, Mitglied der Kuba Moschee. Die Frauen der Kuba Moschee werden ebenfalls selbstgebackene Lahmacun verkaufen. Die Erlöse gehen auf das Erdbeben-Spendenkonto der Ditib-Moscheen. Das wurde bei einem Termin des Bürgermeisters mit Gemeinde-Vertretern bekannt. Die Yunus Emre Moschee in Brassert ruft ebenfalls zu Spenden für die Hilfskampagne der Ditib auf.
Überwältigende Hilfsbereitschaft
Update Dienstag, 19.54 Uhr:
Die Hilfsbereitschaft der türkischen Community ist überwältigend, stellt Unternehmer Sezgin Yar fest. Auch viele Deutsche bringen Kleiderspenden, Windeln und Kindernahrung in die Hallen seiner Sinsener Firma Vest-Bau an der Schulstraße. Erst am Dienstag hat Sezgin Yar über den Messaging-Dienst WhatsApp zu Spenden aufgerufen – und schon am Abend stapeln sich geschätzte 1500 Kartons auf dem Firmengelände. „Ich bin gut vernetzt“, sagt Sezgin Yar schmunzelnd. Die Spenden sollen über einen Verein aus Remscheid zum Flughafen in Düsseldorf gebracht werden.
Update, 17.58 Uhr:
Fayez El Mustafa (73) gebürtiger Syrer, der seit fast 50 Jahren in Marl lebt, rief sofort seine Verwandten an. Sie leben in Zelten in einem Dorf an der türkischen Grenze, deshalb sei ihnen nicht viel passiert, erzählt der Marler, der früher mit seiner Hilfsorganisation „Brücken zum Licht“ geholfen hat. Immer wieder fuhr er Krankenwagen und Lkw mit Medikamenten nach Syrien. Doch als er nicht mehr über die Türkei Hilfsgüter transportieren durfte, meldete er den Verein ab. Nun will sich der Rentner informieren, wie er helfen kann.
Die Syrien-Hilfe aus Deutschland soll über internationale Organisationen wie die Malteser organisiert werden. Das Technische Hilfswerk soll Zelte, Decken und Notstromaggregate liefern. Auch die Welthungerhilfe, Caritas International und die Johanniter werden in der Region aktiv.
Im Zelt bei minus 5 Grad
Maziad Aloush (38), Busfahrer der Vestischen mit syrischer Herkunft, ist ständig mit seinen Geschwistern im Kontakt. Sein Bruder, der im Süden der Türkei lebt, konnte sich mit seiner Familie retten, als zwei Gebäude in der Nähe einstürzten. Nun sind alle in einem großen Zelt auf einem Schulhof mit 100 anderen Familien untergebracht. Bei minus 5 Grad ist es dort bitter kalt, erzählt Maziad Aloush.
Auch seine drei Schwestern, die in Syrien leben, sind zum Glück unverletzt geblieben. Der junge Syrer hat seiner Familie sofort Geld geschickt. Auch die freie arabische Moschee in Hüls-Nord sammle Spenden – ebenso wie viele andere Moschee-Gemeinden.
Update, 17.03 Uhr:
Die Stadtverwaltung Marl hat aufgrund der Erdbebenkatastrophe die Fahnen auf Halbmast gezogen. Bürgermeister Werner Arndt wird in der Ratssitzung am Donnerstag zu einer Gedenkminute für die Opfer der Erdbeben aufrufen.
Eine Krisensitzung nach der anderen
Das berichteten wir bisher:
Das Grenzgebiet zwischen Syrien und der Türkei ist Heimat von Millionen Flüchtlingen, die Menschen sind wirtschaftliche Not gewohnt. Doch das Erdbeben hat ihr Leid verschlimmert. Viele Marler wollen helfen. Das können sie am besten, indem sie Geld spenden, sagt Muhammet Çatmak (53) vom Vorstand der Fatih-Moschee.
Der Diplom-Ingenieur arbeitet auch ehrenamtlich im Vorstand des Ditib-Zentrums für soziale Unterstützung und führt über diesen islamischen Verein, der unter Kontrolle der türkischen Regierung steht, Gespräche mit Hilfsorganisationen. „Wir hatten eine Krisensitzung nach der anderen“, berichtet Muhammet Çatmak: „Auf unsere Frage, was die Hilfsorganisationen in der Türkei brauchen, haben sie uns gesagt, Kleidung und Decken braucht ihr nicht zu schicken. Wer soll das alles sortieren? Arbeitskraft ist eher notwendig für die Bergung.“
„Geldspenden sind effektiver“
Im Moment habe die Rettung der Verschütteten und die Beschaffung von Geräten dafür Priorität, erklärt der Marler. „Die kaputten Straßen werden benötigt für den Transport der Maschinen.“ Deshalb spende er direkt Geld an die Hilfskampagne der Ditib für die Erdbebenopfer in der Türkei (Türkisch-Islamische Union, KT Bank, IBAN DE 95 5023 4500 0141 4300 09, Türkei-Erdbeben). Textilunternehmen hätten der Regierung angeboten, warme Decken und Jacken zur Verfügung zu stellen. Wenn sich jetzt aus Deutschland Transporte auf den Weg machen, um Kleiderspenden in die Erdbebenregion zu bringen, sei der logistische Aufwand erheblich.
„So ein Lkw kommt in zwei Wochen dort an“, vermutet Çatmak. Das Erdbebengebiet reiche über eine Strecke von 400 Kilometern. „Hilfsgüter sollte man mit Turkish Airlines transportieren. Wer drei Decken schicken will, sollte aber lieber 30 Euro spenden. Geld kommt schnell und effektiv an, damit können Geräte besorgt werden.“
Türkische Pizza gegen Spenden
In der Fatih-Moschee werden längst Geldspenden gesammelt. „Fast jeder türkische Mitbürger hat Verwandte oder Freunde in der Erdbebenregion“, sagt Muhammet Çatmak. Noch am Morgen habe der Vorstand der Fatih-Moschee mit einer weinenden Gläubigen telefoniert, deren Eltern unter Trümmern liegen und auf Hilfe warten, erzählt der Ingenieur: „Es ist ungewiss, ob sie noch leben und geborgen werden können.“
Nach dem Freitagsgebet am 10. Februar werden die Frauen der Gemeinde gegen 13.15 Uhr vor der Moschee am Bachackerweg zwei Tische aufbauen und Lahmacun („türkische Pizza“) und Pfannkuchen gegen Spenden abgeben. Das hatten sie auch vor zwei Jahren getan, um die Hochwasser-Opfer im Ahrtal zu unterstützen. Auch Muhammet Çatmak und seine Familie helfen beim Backen und Organisieren. Der Erlös der Aktion soll am Montag überwiesen werden. Bisher sind durch die Spendenkampagne der Ditib bundesweit 2,5 Millionen Euro zusammengekommen.

Nicht nur die Moschee-Vereine sammeln. Auch der Sinsener Unternehmer Sezgin Yar startete eine Hilfsaktion. In einer Halle seiner Firma Vest-Bau an der Schulstraße türmen sich Winterkleidung, warme Kinderkleidung und Hygieneartikel. Sie sollen mit einem Frachtflugzeug von Turkish Airlines in die Region gebracht werden. Zunächst werden sie beim Verein „Human – Sufi Culture and Arts“ in Remscheid sortiert und verpackt, dann zu einem größeren Sammelpunkt und zum Flughafen in Düsseldorf gebracht.
Über WhatsApp und Facebook wird der Spendenaufruf von Sezgin Yar geteilt: „Bei mir rufen viele Menschen an und wollen Sachen vorbeibringen – alles, was man im Winter braucht, wenn es kalt ist und man kein Zuhause hat.“

Die alevitische Gemeinde in Marl schickte bereits am Montagabend einen vollen Lkw mit Winterkleidung, Decken und Hygieneartikeln auf den Weg. „Die Leute auf der Straße benötigen warme Kleidung, sie frieren größtenteils in Autos“, sagt die Vorsitzende Aynur Özcan. Sie kam am Montagabend aus Istanbul zurück – mit einem Tag Verspätung. Dreimal wurde ihr Flug abgesagt. In Istanbul ereignete sich ein kleineres Erdbeben.
Die ganze Gemeinde ist in Sorge, denn in der betroffenen Provinz Hatay würden überwiegend Aleviten leben. „Alle haben Bekannte, Verwandte oder Freunde in den Krisenregionen“, sagt Aynur Özcan, „im Moment sind alle verzweifelt.“
Ausnahmezustand ausgerufen
Die Aleviten aus Marl sammeln für die Cem-Häuser der Erdbeben-Region, in denen Frauen und Männer gemeinsam Gottesdienst feiern (Alevi-Bektasi Gemeinde Marl, Sparkasse Vest Recklinghausen, IBAN DE06 4265 0150 1001 0954 29, Verwendungszweck Erdbeben Türkei). In den Gotteshäusern würden Lazarette und Notunterkünfte aufgebaut, Menschen übernachten dort, bekommen Essen und Getränke, berichtet Aynur Özcan.
Ungewiss ist, ob die gespendeten Decken und Jacken ankommen. Wie unser Redaktionsnetzwerk berichtet, hat Präsident Erdogan einen Ausnahmezustand in zehn betroffenen Provinzen ausgerufen. Stimmt das Parlament zu, kann die Regierung dem Fahrzeugverkehr zu bestimmten Zeiten oder in bestimmten Gegenden verbieten. Unklar ist, ob auch Spenden nur noch mit Genehmigung der Regierung verteilt werden, sagt Aynur Özcan. Falls die Spende aus Marl nicht direkt an die Cem-Häuser überwiesen werden kann, werde die Alevitische Gemeinde vor Ort Decken für die Menschen kaufen.
Sonderkollekte in St. Franziskus
Mehr als 13 Millionen Menschen in der Türkei sind nach Einschätzung der türkischen Regierung von der Erdbebenkatastrophe betroffen. Tausende Menschen starben – auch in Syrien.
Die Gemeinde St. Franziskus plant für Samstag und Sonntag, 11. und 12. Februar, eine Sonderkollekte für die Erdbebenopfer in der Türkei und Syrien. Über Caritas International soll eine Soforthilfe auf den Weg gebracht werden. Außerdem wird die Gemeinde aus ihren Rücklagen 1000 Euro überweisen. Spenden können auch in den Pfarrbüros abgegeben oder auf das Konto DE68 4266 1008 0101 6688 00 mit dem Stichwort Erdbebenopfer Türkei /Syrien überwiesen werden.