
Sieben Nominierungen und zwei Grimme-Preise – macht der Sender rbb wieder positive Schlagzeilen?
Georg Heil: Das ist offenbar so, das freut den ganzen Sender, und das ist ein wichtiges Signal.
So ein Preis kann bedeuten, dass ein Thema wie Rechtsradikalismus öffentlich verdrängt wird. Woran liegt das?
Lisa Wandt: Ich glaube nicht, dass die Öffentlichkeit das Thema verdrängt. Der Preis ist ein Zeichen dafür, dass es als besonders wichtig erachtet wird, sich Themen vorzunehmen, die nicht jeden Tag überall stattfinden, die aber dauerhaft sind. Seit 55 Jahren ist es eins unser Kernthemen bei Kontraste, hinzugucken, wo Rechtsradikalismus und Rechtsextremismus stattfinden. Wir sind immer dran geblieben. Umso mehr freuen wir uns, dass es jetzt ausgezeichnet wird und öffentlich gesehen wird.
In der letzten Sendung haben Sie den Bundesnachrichtendienst beleuchtet. Wie verbreitet ist da rechtsradikales Gedankengut?
Georg Heil: Das lässt sich schwer sagen. Der BND hat 6500 Mitarbeiter. Wir haben über drei Fälle mit Bezügen zum BND berichtet. Der BND selbst hat uns gesagt, diese Frage zu stellen, ist legitim. Man stellt sie sich selbst, ob da vielleicht das Frühwarnsystem im Sinne der Sicherheitsprüfung nicht richtig funktioniert hat. Auch wenn man sich den Verratsfall des mutmaßlichen russischen Spions Carsten L. anguckt, ob es da ein Klima gibt, in dem Leute glauben, sie könnten sich xenophob äußern.
Sie stellen als Service ausgewählte Beiträge mit zeitgeschichtlicher Bedeutung ins Internet. Da ist auch das Thema Rechtsradikalismus ganz oben. Wann hat etwas für Sie historische Bedeutung?
Georg Heil: Es gibt immer Beiträge, von denen wir ausgehen, dass sie eine gewisse Zeit überdauern und von Interesse sind. Vor meiner Zeit gab es beispielsweise Berichterstattung über Rechtsradikale und Skinheads in der DDR. Das Magazin wurde ja vor 55 Jahren gegründet, mit dem Auftrag, auch hinter den Eisernen Vorhang zu gucken und damals schon war Rechtsradikalismus ein Thema und sowas kommt dann auch Leuten 20 bis 30 Jahre später noch relevant vor.