
Die Bürgerinitiative zum Erhalt des Jahnstadionwalds in Marl-Hüls bekommt Unterstützung vom Deutschen Werkbund NRW, einem Zusammenschluss von Architekten, Designern, Künstlern und Landschaftsplanern. Stünde die Tribüne des am 2. August 1964 in der jetzigen Form eröffneten Stadions auf der Denkmalliste, könnten sich die Bebauungspläne für das Gelände endgültig erledigt haben, hoffen die Marler. Der Werkbund hat beim zuständigen NRW Bauministerium bereits einen Antrag gestellt, das Hülser Stadion in die Denkmalliste aufzunehmen.
Beste Bauhaus-Architektur
Beim Ortstermin auf dem Spielfeld des Marler Baseballclubs Sly Dogs schwärmt Werner Paulussen, Vorsitzender der Initiative 21 im Werkbund, von der Architektur der Tribünenanlage: „Das ist beste Bauhaus-Architektur auf das Nötigste reduziert. So etwas darf nicht abgerissen werden.“ Der Designer aus Düsseldorf gehört zur den Unterzeichnern des Antrags.
Erinnert wird an die großen Zeiten des Sportstadions: Hier gewann der TSV Marl-Hüls 1954 die Deutsche Amateurmeisterschaft. Beim Umbau der bereits 1924-27 errichteten Sportstätte plante Architekt Aribert Riege die nun als Denkmal ausersehene Tribüne als besondere Konstruktion.

32 Meter hohe Pylonen ragen in den Himmel
Das Dach in Stahlrahmenbauweise hängt mit Eisenbändern an zwei schräg in den Himmel ragenden Pylonen, die jeweils knapp 32 Meter hoch sind. Am Dach aus Spannbeton hängen Kabinen für den Stadionsprecher und Berichterstatter von Rundfunk und Fernsehen. Ein Ingenieurbüro aus England berechnete die Statik für die avantgardistisch anmutende Konstruktion, nachdem sich kein deutsches Büro für diese Aufgabe gefunden hatte. Dass die Tribüne heute marode und einsturzgefährdet sei, stellt Architektin Ursula Thielemann vom Werkbund NRW infrage. Sie hat einen Fachartikel über das Stadion und sein Tribünengebäude verfasst.

Real Madrid gewann hier ein Endspiel
Das Stadion war für 35.000 Zuschauer ausgerichtet. Zur Eröffnung gab es ein Internationales Jugendturnier – mitten im Kalten Krieg. Im Endspiel gewann Real Madrid gegen Belgrad.
Ab Anfang der 1990er-Jahre musste sich der TSV das Stadion mit der ambitionierten SpVg. Marl teilen. Bis 2005 wurde im Jahnstadion noch Fußball gespielt, zwei Jahre später zog der Baseballverein Sly Dogs ein, der bis heute hier sein sportliches Domizil hat.
Als Konzertarena bewies das Jahnstadion Massentauglichkeit, zum Beispiel als die damals international angesagte britische Band The Cure hier 1984 beim beim Pop-Festival auftrat.
Jahnstadion


















Aus Sicht der Initiative Jahnwald und der Wählergemeinschaft Die Grünen, die seit Jahren für den Erhalt des Stadions und des umliegenden Wäldchens kämpfen, haben das Stadion und das umliegende Gelände Potenzial nicht nur als grüne Oase, die das Klima des Stadtteils Hüls positiv beeinflusst.
Freizeitziel für Familien
Die Sportstätte könnte weiter als Trainingsstätte für die Sly Dogs und den Schulsport der Ernst-Immel-Realschule genutzt werden. Darüber hinaus könnten Konzerte und andere Freiluftveranstaltungen hier stattfinden, meinen Peter Schmidt (BI) und Hartmut Dreier (Wählergemeinschaft) beim Ortstermin. „In Marl und Umgebung sind viele Menschen mit dem Fahrrad unterwegs. Mit einem Baumwipfel-Pfad und einer kleinen Gastronomie könnte man den Jahnwald zu einem attraktiven Freizeitziel für Familien machen.“
RVR stimmt Änderung des Regionalplans zu
Am Freitagvormittag hat die Verbandsversammlung des Regionalverbands Ruhr unterdessen bei einer Gegenstimme dem Aufstellungsbeschluss zur 15.
Änderung des Regionalplans zugestimmt und damit den Weg für die Stadt Marl freigemacht, einen Bebauungsplan für die Flächen am Jahnstadion aufzustellen.